Auswirkungen des digitalen Transformationsprozesses auf die Immobilienwirtschaft und ihre Akteure
Leitung: Prof. Dr. Andreas Pfnür
Laufzeit: 2018 – 2019
Das Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre hat im Januar 2018 ein 12-monatiges empirisches Forschungsvorhaben gestartet, in dem die Auswirkungen der digitalen Transformation im Zusammenwirken mit dem ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturwandel auf die Immobilienwirtschaft untersucht werden. Das Forschungsvorhaben wird von der Helaba Tochter OFB Projektentwicklung finanziell und inhaltlich unterstützt. Ziel des Projekts ist es, die Wirkungsmechanismen des Strukturwandels auf die Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft im ganzheitlichen Kontext zu verstehen sowie den Anpassungsbedarf der tradierten Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse zu identifizieren.
Zweck des Projekts: Erzeugung eines Big Pictures der digitalen Transformation in der Immobilienwirtschaft. Jeder in der Immobilienwirtschaft redet von Digitalisierung und Strukturwandel. Das Thema ist zweifelsohne in der Branche angekommen. Fragt man die Akteure allerdings danach, wo denn Handlungsbedarf besteht, erhält man kaum konkrete Antworten. Besucht man die zahlreichen Branchenevents und liest die bisherigen Studien, die sich mit der Digitalisierung beschäftigen, verfestigt sich der Eindruck „vieler loser Enden“ mit zahlreichen inhaltlichen Fragmenten, die vielleicht zukünftig wichtig werden können, aber nicht müssen. Angesichts der zahlreichen fragmentierten Marktanalysen und Technologiebausteine wächst mit jedem neuen Beitrag die Gefahr, den Blick für das Wesentliche der digitalen Transformation zu verlieren und für die Unternehmen den effektiven Anpassungspfad der Immobilienwirtschaft zu verlassen. Das Projekt verfolgt deshalb den Zweck, die Treiber des Strukturwandels zu systematisieren und zeigen, welchem Handlungsdruck die einzelnen Akteure der Immobilienwirtschaft ausgesetzt sein werden.
Kollektive Handlungsprobleme und Einfluss lokaler intergouvernementaler Vereinigungen
Leitung: Prof. Dr. Nathalie Behnke
Laufzeit: 2021 – 2024
Dieses Projekt untersucht kommunale Spitzenverbände und ihre Rolle in intergouvernementalem Lobbying. Kommunen haben in föderalen Systemen kein verfassungsmäßig garantiertes Recht, sich an der Gesetzgebung höherer Ebenen zu beteiligen. Umgekehrt beeinflusst die Gesetzgebung direkt ihren Aufgabenbestand und ihre Ressourcenausstattung und damit ihre Handlungsmöglichkeiten. Um die Gesetzgebung der höheren Ebenen informell zu beeinflussen, bilden sie intergouvernementale Vereinigungen. Diese sind nichthierarchische freiwillige Gruppierungen. Daraus folgt, dass sie, um erfolgreiches Lobbying zu betreiben, kollektive Handlungsprobleme überwinden müssen, die in ihrer Struktur inhärent sind, und dass sie die Fähigkeit erlangen müssen, unabhängig von den Partikularinteressen ihrer Mitglieder zu handeln. Darüber hinaus wird angenommen, dass der Erfolg der Vereinigungen auch davon beeinflusst wird, welche Stellung die Kommunen im föderalen Gefüge haben, die über föderale Staaten hinweg variiert.
Partizipative Energietransformation: Innovative digitale Tools für die gesellschaftliche Dimension der Energiewende
Leitung: Prof. Dr. Michèle Knodt
Laufzeit: 2020 – 2023
Die Energiewende erfordert einen radikalen Umbau des sozio-technischen Energiesystems in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Die Dekarbonisierung des Verkehrssektors stellt dabei nicht nur eine technische, sondern vor allem eine gesellschaftliche Herausforderung dar. Neben technischen und infrastrukturellen Innovationen sind sowohl die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung als auch die Formulierung von Anforderungen an die zukünftigen Verkehrsmittel durch die Bürger*innen zentral. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Verbundprojekt PaEGIE untersucht, wie eine größere Akzeptanz und eine fundamentale Verhaltensänderung der Bürger*innen durch neue Partizipationsformen in der Energietransformation erreicht werden können.
Local State-Society Relations (LSSR)
Leitung: apl. Prof. Dr. Björn Egner und Prof. Dr. Hubert Heinelt
Laufzeit: 2020
Gemeinsam mit Kollegen aus 20 anderen europäischen Staaten werden in diesem Rahmen Angehörige von Netzwerken auf der lokalen Ebene befragt, die eine Schnittstelle zwischen lokalem Staat und lokaler Zivilgesellschaft bilden. Ziel des Projektes ist, mehr über die Rekrutierung und Einstellungen der Mitglieder der Netzwerke sowie die Netzwerke selbst zu erfahren.
Biodiversitätskulturen in Stadt und Land – Integrative Forschung zur Förderung der Insektenvielfalt auf Grünflächen
Leitung: Prof. Dr. Nico Blüthgen (Federführung) , Dr. Nadja Simons (FB Biologie), Prof. Dr. Nina Janich, Prof. Dr. Markus Lederer und Prof. Dr. Alfred Nordmann
Laufzeit: 2020 – 2021
Gefördert durch BMBF im Rahmen der FONA „Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt“
Kommunale Klimaanpassung im Vergleich – Die Diffusion von Politikinnovationen
Leitung: Prof. Dr. Kai Schulze & Institut Wohnen und Umwelt (IWU)
Laufzeit: 2019 – 2021
Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel gelten als unvermeidlich und bilden neben dem Klimaschutz eine der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Aufgaben der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Den Städten und Gemeinden kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu, da hier geeignete Anpassungsmaßnahmen identifiziert und umgesetzt werden müssen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage, wie Innovationen in der kommunalen Klimaanpassung und ihre Verbreitung gefördert werden können, eine zunehmend größere Bedeutung. Das Projekt konzentriert sich auf den zweiten Teil dieser Frage indem es untersucht, wie die Verbreitung bzw. Diffusion innovativer kommunaler Klimaanpassungspolitik erklärt und damit am besten gefördert werden kann. Obwohl die Diffusion aktuell als besonders erfolgversprechende Form der klimapolitischen Steuerung gepriesen wird, wissen wir noch erstaunlich wenig über ihre Funktionsweise und die zugrundeliegenden kausalen Mechanismen. Dies gilt besonders für den Bereich der Klimaanpassung und die lokale Politik außerhalb von Großstädten.
Vor diesem Hintergrund zielt das beantragte Projektvorhaben zunächst darauf ab, den gegenwärtigen Stand der lokalen Klimaanpassungspolitik in den hessischen Kommunen festzustellen. Zudem sollen einschlägige Formen der interkommunalen Interaktion identifiziert werden, um besser zu verstehen wie Diffusionsprozesse funktionieren. Das Flächenland Hessen bietet sich als Fallstudie besonders an, da es mit nur 5 Großstädten bei 421 Klein- und Mittelstädten sowie Gemeinden ohne Stadtrechte bezüglich seiner Verwaltungs- und Siedlungsstruktur die kommunale Vielfalt in Deutschland vergleichsweise gut widerspiegelt. In einem weiteren Schritt sollen dann auf Grundlage der erzielten Erkenntnisse konkrete Empfehlungen zur gezielten Unterstützung von Diffusionsprozessen in der Klimaanpassungspolitik entwickelt werden.
Kiez in der Tourismusfalle?
Leitung: Prof. Dr. Sybille Frank & Prof. Dr. Kristin Wellner (TU Berlin)
Laufzeit: 2018 – 2021
Städtetourist/-innen beschränken sich in jüngerer Zeit nicht mehr nur auf die Besichtigung klassischer Sehenswürdigkeiten, sondern sie begeben sich verstärkt auf die Suche nach dem lokalen, ‚authentischen‘ Lebensgefühl vor Ort. Dies schließt zunehmend auch Übernachtungen in innerstädtischen Kiezen ein. Im Projekt wird untersucht, ob und wie die wahrgenommene Wohnqualität von Anwohner/-innen in vier Berliner Wohnquartieren durch unterschiedliche Dichten (in)formeller Übernachtungsangebote beeinflusst wird.
Berlin hat sich seit den 1990er Jahren auf Tourismus als Wirtschaftssektor spezialisiert und hier seitdem höchste Wachstumsraten erzielt. Zudem zeichnet sich Berlin durch einen dynamischen Immobilienmarkt mit hohen Preissteigerungen aus. Auf der Mikroebene untersucht das Projekt, ob und wie sich die Wohnqualität von Anwohner/-innen durch zunehmenden Tourismus verändert hat und welche Narrative zur Erklärung dieser wahrgenommenen Veränderungen herangezogen werden. Hierzu werden leitfadengestützte qualitative Interviews mit Anwohner/-innen durchgeführt. Das gewonnene Material wird in einem zweiten Schritt in quartiersinternen Fokusgruppen zusammengeführt, verglichen und plausibilisiert. Parallel dazu werden auf der Mesoebene Angebots-, Nachfrage- und Mietpreisverschiebungen anhand vorliegender Marktdaten analysiert sowie eine Kartierung der Nutzungsarten in den jeweiligen Quartieren heute und vor zehn Jahren vorgenommen. Die gewonnen Daten werden zu den durch Anwohner/-innen wahrgenommenen Veränderungen in Bezug gesetzt, um Interviewaussagen validieren sowie Diskrepanzen erkennen und diesen im Rahmen der Fokusgruppen genauer nachgehen zu können. Auf der Makroebene nimmt das Projekt die Rolle des öffentlichen Diskurses über Tourismus in den Fokus. Mittels einer Medienanalyse werden Zeitungen und stadtpolitische Blogs ausgewertet, um den möglichen Einfluss dortiger Diskurse auf die Wahrnehmung von Wohnqualität in den Quartieren erkennen zu können. Die erzielten Forschungsergebnisse werden sowohl im Rahmen eines öffentlichen Open Space als auch über Publikationen präsentiert.
Conditions for Institutional and Cultural Innovation in German and Greek cities (CICI)
Leitung: Prof. Dr. Hubert Heinelt & apl. Prof. Dr. Björn Egner
Laufzeit: 2018 – 2021
CICI is an ongoing research project (from April 2018 to September 2021) at Technische Universität Darmstadt carried out in collaboration with the National and Kapodistrian University of Athens. Some cities manage to mobilize innovation potentials and respond to challenges like demographic change and immigration as well as economic restructuring, while others do not. The research project address the problem of lacking innovation and how it can be solved by asking the following question: What are the conditions for the development of cultural and institutional innovation in local government and local civil society?
To answer this question, i.e. to identify these conditions, a comparison of five German and five Greek cities is carried out. These cities are selected because they are perceived by the respective local community as well as in the German resp. Greek debate as success cases of innovation in local government and local civil society.
From this perspective it is also reasonable to define innovation not in an abstract and general way but to contextualise the definition of innovation, i.e. to take the notion (meaning) of innovation seriously into account which has emerged in the context of a given case (the city or the particular country). Such an approach requires a qualitative research.
Research findings will be concrete outcomes (like reflections about the formation, functioning and effects of networks, as for example ‘Innovathens’ or ‘Impact Hub’ in Greece). These findings will be discussed and disseminated in both countries with partners who have strong links to possible end-users (municipalities and other local actors). Furthermore, dissemination is also planned across a wider international context – such as countries in the Black Sea region and China.
Großsiedlungen in der Krise? Modernekritik und Vergemeinschaftung in den 1970er Jahren
Leitung: PD Dr. Sebastian Haumann & Prof. Dr. Dieter Schott
Laufzeit: 2017 – 2021
Der Wandel der Großsiedlungen von Laboratorien der Moderne zu sozialen Brennpunkten koinzidierte mit dem sozioökonomischen Strukturbruch und dem Wertewandel, die als charakteristische Merkmale der 1970er Jahre gelten. In dem Wandel, den die Großsiedlungen durchliefen, wirkte eine gesellschaftliche Umwertung von Wohnpräferenzen mit tiefgreifenden sozialstrukturellen Veränderungen zusammen.
Die Ablehnung der Großsiedlungen, die aus einer zunehmenden Modernekritik resultierte, überlagerte sich mit neuen Phänomenen der Armut, Migration und neuen Familienstrukturen, die sich in Verschiebungen auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar machten. Zudem waren die Großsiedlungen von den ökonomischen Umbrüchen der 1970er Jahre besonders betroffen: die Kritik an den Siedlungen konnte auf unvollständige Infrastruktur und mangelnde Instandhaltung verweisen. Nichtsdestotrotz bildeten sich in den Großsiedlungen funktionsfähige lokale Gemeinschaften; auf diesen Sachverhalt hat die jüngere Forschung wiederholt hingewiesen. Allen widrigen Umständen zum Trotz, bauten Bewohnerinnen und Bewohner zivilgesellschaftliche Strukturen und ein Gemeinwesen auf, das bauliche, sozialstrukturelle und ökonomische Schwierigkeiten teilweise auffangen konnte und sich der gesellschaftlichen Abwertung entgegenstemmte.Die Untersuchung des Wandels, dem Großsiedlungen unterworfen waren, verspricht für die Erforschung und Interpretation der 1970er Jahre wichtige neue Erkenntnisse. Insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen der negativen Außenwahrnehmung der Siedlungen einerseits und dem Entstehen von funktionsfähigen Formen der Vergemeinschaftung in den Siedlungen andererseits wirft Fragen auf. Die negative Bewertung, die durch die sozialstrukturelle Entwicklung verstärkt wurde, war Ausgangspunkt und Basis für neue Formen der Vergemeinschaftung, die sich in Reaktion auf diese Abwertung und die Massierung sozioökonomischer Problemlagen herausbildeten. Damit gibt die Untersuchung von Großsiedlungen Einblick in die Genese einer spezifischen Ausprägung posttraditionaler Vergemeinschaftung in den 1970er Jahren. Soziale Beziehungen, Gemeinschaft und zivilgesellschaftliche Strukturen entstanden im Umgang mit defizitärer Infrastruktur, überproportionaler Armutsgefährdung, einem wachsenden Anteil von Migranten sowie sogenannten Patchworkfamilien und schließlich in reflexiver Auseinandersetzung mit der negativen Außenwahrnehmung. Es ist zu fragen, inwieweit sich unter diesen besonderen Bedingungen Formen der Vergemeinschaftung herausbildeten, die für die Zeit nach dem Boom, ähnlich denen des schon besser untersuchten links-alternativen Milieus, als typisch gelten müssen. Gerade die Bewohnerinnen und Bewohner der Großsiedlungen waren den Folgen von Wertewandel und sozioökonomischen Strukturbruch besonders intensiv ausgesetzt, so dass zu erwarten ist, dass bei der Bewältigung dieser Herausforderungen eine neue und für die Zeit seit den 1970er Jahren typische Form der lokalen Soziabilität entstand.
Der öffentliche Gesundheitsdienst in Thüringen – Bestandsanalyse, Aufgabenkritik und Reformvorschläge
Leitung: Prof. Dr. Nathalie Behnke
Laufzeit: 2019
Abschlussbericht (wird in neuem Tab geöffnet)
Der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist in Thüringen eine kommunale Aufgabe. Die Landkreise und kreisfreien Städte betreiben 22 Gesundheitsämter. In den vergangenen Monaten und Jahren ist der ÖGD ins Blickfeld der öffentlichen Aufmerksamkeit und Kritik geraten, da ein massiver Personalmangel es den Ämtern zunehmend erschwert, ihre Aufgaben angemessen zu erfüllen. Das Problem des Personalmangels rührt wesentlich aus zwei Quellen, die nur bedingt im kommunalen Handlungsspielraum liegen. Einerseits handelt es sich um ein finanzielles Problem, da Ärzte im ÖGD nach dem Tarifvertrag der Länder (im Fall Thüringen: TV-L Ost) bezahlt werden und damit die Gehälter mit Gehältern oder Einkommen in Krankenhäusern tätiger oder niedergelassener Ärzte nicht konkurrenzfähig sind. Die Kommunen müssen selbst für die Gehälter aufkommen, für die sie zwar im Rahmen des Kommunalen Finanzausgleichs vom Land Schlüsselzuweisungen erhalten. Ob diese Schlüsselzuweisungen kostendeckend sind, ist jedoch unklar. Auch ein Förderprogramm des Landes für Gehaltszulagen stößt an die Grenzen der kommunalen Finanzkraft, da solche Zulagen durch die Kommunen ko-finanziert werden müssen. Die Thüringischen Kommunen gehören aber im bundesweiten Vergleich zu den finanzschwächsten.
Andererseits handelt es sich um ein Problem, überhaupt Personal zu gewinnen. Angesichts des demografischen Wandels, der den öffentlichen Dienst bereits voll erfasst hat, und der bei Ärzten noch gravierender ist als bei anderen Berufen, stehen öffentliche Arbeitgeber in harter Konkurrenz mit Privaten um die knappe Ressource qualifizierter Arbeitskräfte. Hier müssen Lösungen gefunden werden, wie die Landkreise und Städte ihre Attraktivität als Arbeitgeber stärken können, um neues Personal zu rekrutieren bzw. vorhandenes Personal zu halten und fortzubilden.
Zielsetzung ist die Erarbeitung einer Bestandsanalyse und von Lösungsvorschlägen für das Land und die Kommunen. Die Studie basiert einerseits auf vorhandenen Individualdaten zur personellen und materiellen Ausstattung der Gesundheitsämter, die vom Landesverwaltungsamt zusammengestellt wurden; andererseits auf einer Serie leitfadengestützter Interviews mit Personal in den Gesundheitsämtern, um einer differenzierte Problemanalyse vorzunehmen und Ansätze für Lösungsmöglichkeiten mit den direkt Betroffenen zu erarbeiten.
.Projekt im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASFFG), Projektlaufzeit März 2019 bis August 2019. Projektleitung: Nathalie Behnke, Mitarbeit: Matthias Zimmermann.
Kopernikusprojekt “ENavi” (AP5)
Leitung: Prof. Dr. Michèle Knodt
Laufzeit: 2016 – folgende
Im Kopernikusprojekt „ENavi“ beschäftigt sich das Team um Prof. Michèle Knodt mit der Koordination der und Partizipation an der Energietransformation in Deutschland. Dabei werden Prozesse auf verschiedenen Ebenen unter Einbezug der lokalen Ebene in die Analyse miteinbezogen. Durch die teilweise Dezentralisierung der Stromversorgung und Ausweitung der Transformation auf die Sektoren Wärme und Verkehr kommt der städtischen Ebene dabei eine besondere Bedeutung zu.
DFG Forschungsprojekt „Carbon Governance Arrangements and the Nation-State“
Leitung: Prof. Dr. Markus Lederer
Laufzeit: 2015 – 2019
Im DFG-finanzierten Forschungsprojekt „Carbon Governance Arrangements and the Nation-State“ untersuchen Prof. Dr. Markus Lederer und Chris Höhne zusammen mit Kolleg_innen der Universität Potsdam, wie Städte des globalen Südens in zwei transnationalen Städtenetzwerken partizipieren: ICLEI (ICLEI – Local Governments for Sustainability) und C40.
Dafür untersucht das Darmstadt-Team Städte in Indien (z.B. Bangalore, New Delhi, Rajkot) und Indonesien (Balikpapan, Bandung, Bogor, Jakarta) im Hinblick auf die Formen des Engagements städtischer Verwaltungen in den Städtenetzwerken und den daraus resultierenden institutionellen und politischen Veränderungen in den untersuchten Städten.
Lokale Wohnungspolitik in Deutschland
Leitung: PD Dr. Björn Egner
Laufzeit: 2014 – 2018
Ziel des Projekts im Forschungsschwerpunkt „Zukunft des Wohlfahrtsstaats“ der Hans-Böckler-Stiftung ist die Identifikation städtischer Handlungsmöglichkeiten in der Wohnungspolitik. Dazu werden die Ursachen bestimmt, die das Mietniveau in deutschen Großstädten bedingen. Danach werden Formen lokaler Wohnungspolitik herausgearbeitet, welche dieser Entwicklung entgegenwirken können. Zuletzt wird geprüft, inwieweit die dort angewendeten Konzepte auf andere Städte übertragbar sind.
Vor allem in großstädtischen Ballungsräumen der Bundesrepublik Deutschland wird in den letzten Jahren ein Problem der Wohnraumversorgung deutlich, das vor allem Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen betrifft. Es zeigt sich, dass die Politik der „unsichtbaren Hand des Marktes“ keineswegs zu einer Verbesserung der Wohnungssituation in den Großstädten geführt hat. Die gestiegene Nachfrage hat zwar zu höheren Preisen geführt, die Generierung von zusätzlichen Wohnungsangeboten scheint aber weitgehend ausgeblieben zu sein. Es wird zunehmend geäußert, dass Wohnung kein Wirtschafts-, sondern ein Sozialgut ist und deshalb politische Eingriffe notwendig sind. Verdrängungseffekte in deutschen Großstädten, aber auch in Kommunen in unmittelbarer Großstadtnähe, sind vor allem bei Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen evident. Sie bergen eine erhebliche Gefahr, Teilhabechancen am Erwerbs- und gesellschaftlichen Leben zunehmend ungleich zu verteilen.
Bund und Länder werden sich aufgrund der Haushaltssituation und der anstehenden Begrenzung der Neuverschuldung nicht in der Lage sehen, ein großes Investitionsprogramm für Wohnungen aufzulegen. Deshalb stellt sich die Frage, welche anderen Strategien möglich sind, um dem Problem der Mietsteigerung zu begegnen. Das Projekt zielt darauf ab, lokale politische Antworten auf dieses Problem daraufhin systematisch zu untersuchen, wie gegebene Restriktionen überwunden werden können, um das Wohnungsproblem in den Großstädten anzugehen. Das Forschungsprojekt soll mit der Identifizierung städtischer Handlungsmöglichkeiten wissenschaftlich gesicherte Grundlagen für die soziale und politische Gestaltung eines zentralen Lebensbereichs liefern. Das Forschungsvorhaben kann zudem einen Beitrag zur wissenschaftlichen Debatte leisten, indem zu erklären versucht wird, wie es Akteuren gelingen kann, strukturelle Handlungsrestriktionen in ihren spezifischen städtischen Handlungskontexten zu überwinden.
Die empirische Analyse erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden im ersten Schritt mittels eines quantitativ-empirischen Erklärungsmodells die zentralen Einflussfaktoren auf die Miethöhe in den 80 deutschen Großstädten identifiziert. Die Modellbildung verfolgt jedoch nicht primär das Ziel der Prüfung von hergebrachten Hypothesen, sondern soll vor allem als „Sieb“ fungieren, um die Fälle herauszufiltern, deren Miethöhen deutlich höher oder niedriger sind, als es die Markt- und Kontextbedingungen vermuten lassen. Die so identifizierten statistischen „Ausreißer“ sollen im Rahmen des zweiten Arbeitspakets des Projektes dann im Rahmen qualitativ ansetzender Einzelfallstudien untersucht werden. Mittels der Fallstudien sollen politische und administrativen Akteure sowie Vertreter von Wohnungswirtschaft, Mieterbünden und lokaler Zivilgesellschaft der einzelnen Fallstädte hinsichtlich der lokalen wohnungspolitischen Strategien, Prozesse und Projekte in ihrer Stadt befragt werden.
Städte im Klimawandel
Leitung: Prof Dr. Arthur Benz & Prof. Dr. Michéle Knodt
Laufzeit: 2015 – 2018
Ziel des Projektes ist die Analyse innovativer Lösungen von Städten im Umgang mit dem Klimawandel. Wie kommt es zu Lernprozessen? Unter welchen Bedingungen werden innovative Ansätze in der lokalen Klimapolitik entwickelt? Wir erfassen klimapolitische Innovationen in Form von programmatischem, institutionellem und Policy-Wandel.
Es wird vermutet, dass insbesondere überlokales Handeln einen wichtigen Beitrag zu Lernprozessen im Klimawandel leistet und Innovationen fördern kann. Das Projekt schließt an Vorarbeiten an, die im Rahmen der DFG-Forschergruppe Lokale Generierung handlungsrelevanten Wissens – am Beispiel lokaler Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel anhand vergleichender Fallstudien der Städte Frankfurt, München und Stuttgart geleistet wurden (siehe Teilprojekt EU-Kontext, Teilprojekt Städtewettbewerb und Städtenetzwerke). Das Projekt geht über die in der Forschergruppe durchgeführten Fallstudien hinaus. Durch eine Erhöhung der Fallzahl können die bisherigen Ergebnisse bezüglich der Bedingungen lokaler Innovationen überprüft und verallgemeinert werden.
Nachwuchsgruppe „SEE-URBAN-WATER“
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Jochen Hack
Laufzeit: 2018 – 2022
SEE-URBAN-WATER is a Junior Research Group exploring innovative approaches for addressing water-borne challenges through planning and implementing nature-based solutions in river basins and urban regions. SEE-URBAN-WATER advances knowledge through a transdisciplinary process to assessing, developing, and implementing nature-based solutions with novel methods, tools and technologies. SEE-URBAN-WATER is based at Technische Universität Darmstadt and strongly cooperates with partners in Costa Rica and Nicaragua.
SHOTUP – Sustainable and Health-Oriented Transport and Urban Planning
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze & Prof. Dr. Ing. Hans Joachim Linke
Laufzeit: 2019 – 2021
Das Thema Gesundheit ist für die Bürger von großer Bedeutung, und das Bewusstsein für die gesundheitlichen Auswirkungen nimmt auch aufgrund des wachsenden Wohlstands in unseren Gesellschaften zu. In der Stadtplanung und in der Verkehrsplanung werden die gesundheitlichen Auswirkungen bisher jedoch nicht ausreichend berücksichtigt. Darüber hinaus fehlen noch grundlegende Kenntnisse darüber, wie mit den bevorstehenden Zielkonflikten der Gesundheitsförderung mit anderen Zielen wie Barrierefreiheit und ökonomisch effizienten Entwicklungen umzugehen ist.
Beispiele für solche Zielkonflikte finden sich in aktuellen Entwicklungen mit dem Ziel der innerörtlichen Verdichtung zur Schaffung kürzerer Wege, die jedoch beispielsweise durch Einschränkungen in der Durchlüftung eine hohe Luftverschmutzung, Stress, Lärm und andere Faktoren begünstigen können, die die menschliche Gesundheit in den Räumen beeinflussen, in denen Anwohner und Pendler ihre Zeit verbringen. Hohe lokale Luftverschmutzungskonzentrationen werden hauptsächlich durch bestehende Fahrzeugtechnologien im motorisierten privaten und öffentlichen Verkehr und durch begrenzten Luftaustausch aufgrund ungeeigneter Gebäudestrukturen in vielen Stadtvierteln verursacht. Die aktuelle Planung von Quartieren findet daher in einem Spannungsfeld zwischen nachhaltiger Stadtentwicklung im Sinne des Klimaschutzes einerseits und der Gesundheit der Bewohner und Nutzer städtischer Infrastruktur andererseits statt. Bei der Stadt- und Verkehrsplanung ist auch zu berücksichtigen, dass in Bezug auf die Verkehrstechnologien und das Verkehrsverhalten (z. B. automatisiertes Fahren, emissionsarme Fahrzeuge, Sharing-Dienste, aktiver Verkehr) große Veränderungen stattfinden. Um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, müssen solche Veränderungen bei der Entwicklung der städtischen Struktur und der Verkehrsinfrastruktur sorgfältig berücksichtigt werden
Ziel dieses Projektes ist es daher, die Interdependenzen zwischen Stadtstrukturen, Verkehrssystemen und Gesundheit aufzuzeigen, um die gesundheitsbezogenen Zielkonflikte in der Stadt- und Verkehrsentwicklung zu erarbeiten. Darüber hinaus werden Ideen internationaler Experten gebündelt und Strategien für die nachhaltige und gesundheitsorientierte Verkehrs- und Stadtplanung entwickelt. Diese Strategien sollen vor allem Möglichkeiten erarbeiten, um Transportsysteme, Verkehrsnachfrage und städtische Strukturen schrittweise in Abhängigkeit von externen und internen Veränderungen anzupassen, um jederzeit ein gesundes städtisches Umfeld für die Menschen zu ermöglichen und ständig die Auswirkungen auf die Gesundheit zu verbessern.
Aktivierung von Flächenpotenzialen für eine Siedlungsentwicklung nach innen – Beteiligung und Mobilisierung durch Visualisierung (AktVis)
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Hans Joachim Linke
Laufzeit: 2017 – 2019
Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Arbeits- und Ingenieurpsychologie der TU Darmstadt, dem Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD und drei Kommunen in Südhessen (Bensheim, Münster (Hessen) und Otzberg) wird aktuell im Themenfeld Ortsentwicklung gearbeitet. Mithilfe einer 3D-Visualisierung und einem intensiven Beteiligungsprozess wird versucht Eigentümer und Eigentümerinnen zur Innenentwicklung zu motivieren.
Urban Sustainable Mobility in Focus: student education, community involvement and participative planning – UrbanSCOPE
Leitung: apl. Prof. Dr. Ing Martin Knöll
Laufzeit: 2019 – 2022
Hauptziel dieses von der EU im Erasmus+ Programm geförderten Projektes ist die Förderung nachhaltiger urbaner Mobilität durch Bildung und aktive Bürgerbeteiligung in der Stadtplanung. Das Projekt wird neue pädagogische Inhalte und Werkzeuge wie Serious Games entwickeln und erforschen, die in unterschiedlichen formellen und informellen Lernumgebungen (Hochschulbildung, Familienbildung, Sekundarbildung) angepasst und erprobt werden.
Stadtgestaltung und Mobilität
Leitung: apl. Prof. Dr. Ing Martin Knöll & Prof. Dr. Ing. Annette Rudolph-Cleff
Laufzeit: 2018 – 2021
Link zum LOEWE Schwerpunkt „Infrastruktur – Design – Gesellschaft“
Als Teilbereich des interdisziplinären LOEWE-Forschungsschwerpunkt Infrastruktur. Design. Gesellschaft. untersuchen wir Bausteine der Stadtgestaltung, welche ein multimodales Mobilitätsverhalten – Fußgänger, Fahrradfahrer, öffentlicher Nahverkehr und Sharing Systeme – im Ballungsraum Rhein-Main weiter etablieren.
Der multimediale Raum Olympia (Griechenland) – Landschaftsarchäologische Untersuchungen zu Struktur, Interdependenzen und Wandel räumlicher Vernetzungen
Leitung: Prof. Dr. Franziska Lang (u.a.)
Laufzeit: 2015 –
Die Bedeutung des Heiligtums von Olympia muss kaum betont werden: Der archäologischen Forschung, die es erst erschlossen hat, dient es als Referenz für wichtige Fundgattungen und Methoden. Das hat auf die Geschichtswissenschaft gewirkt, die hier einen der für die griechische und damit für die gesamte antike Kultur zentralen Ort besser zu verstehen lernte.
Die Ausstrahlung, die von den Ausgrabungen ausging, hatte schließlich auch großen Anteil an der Formung der olympischen Idee der Neuzeit, die den Namen weltbekannt machte. Die archäologische Forschung konzentrierte sich aus guten Gründen auf diesen Punkt und brachte über lange Zeiten hinweg reiche Erträge, die vorzüglich dokumentiert sind und in jüngerer Zeit insbesondere die Kenntnisse über die Frühgeschichte des Heiligtums verbessert haben.
In enger Kooperation mit anderen Partnern und Partnerinnen wollen die Antragsteller und Antragstellerinnen diese günstigen Voraussetzungen nutzen, um einen neuen Schritt zu unternehmen: Erstmalig soll der Platz in seinem regionalen Umfeld kontextualisiert und in seiner historischen Entwicklung und Relevanz für die Entwicklung der regionalen Kulturlandschaft beleuchtet werden. Moderne interdisziplinäre Ansätze und Methoden eröffnen die Möglichkeit, Olympia in seiner Paläoumwelt für unterschiedliche Phasen seiner Entwicklung zu lokalisieren und gegenseitige Beeinflussungen zwischen Kultstätte einerseits und Umwelt andererseits zu erfassen. Zentral ist dabei das Verständnis des Heiligtums als Fokus für politische wie auch kulturgeschichtliche Gestaltung, das durch eine integrale archäologische, historische und geoarchäologische Analyse erreicht wird.
Grün statt Grau – Gewerbegebiet im Wandel
Leitung: Prof. Dr. Jörg Dettmar
Laufzeit: 2016 – 2019
Mithilfe veränderter Handlungskonzepte, optimierter Flächenfunktionalität und tragfähiger Stakeholdernetzwerke werden in Frankfurt, Marl und Remscheid in einem dreijährigen Modellprojekt Wege erarbeitet, um Gewerbegebiete in eine nachhaltige Stadtentwicklung einzubeziehen. Das Projekt wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Sozial-ökologische Forschung – Forschungsprogramm Nachhaltige Transformation urbaner Räume“ des BMBF gefördert.
Verbundforschungsvorhaben mit dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. (Leitung), Universität Osnabrück, Global Natur Fund, Stadt Remscheid, Stadt Marl, Stadt Frankfurt am Main.
Wissenschaftliche Verbundpartner in diesem Modellprojekt sind die Technische Universität Darmstadt und die Universität Osnabrück sowie der Global Nature Fund (GNF).
SEGE – Stadtentwicklung ganzheitlich evaluieren
Leitung: Prof. Dr. Nina Gribat & Dr. Christian Rosen
Laufzeit: 2017 – 2018
Im Forschungsprojekt SEGE (Stadtentwicklung ganzheitlich evaluieren) arbeiten wir an einem besseren Verständnis von Dynamiken und Entwicklungen in Secondary Cities in ihrem regionalen, nationalen und internationalen Kontext. Außerdem beschäftigen wir uns mit einer Weiterentwicklung von vorhandenen und bisher unvollständigen Definitionen von Secondary Cities sowie deren Implikationen für planerische, politische und soziale Fragestellungen. Wir arbeiten zudem mit den Evaluierungen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit der KFW Entwicklungsbank in Secondary Cities, um besser zu verstehen, wie in der Entwicklungszusammenarbeit bisher mit dem Städtetyp Secondary City umgegangen wurde..
Anhand von qualitativen Fallstudien in Secondary Cities in Ghana (Techiman und Sunyani) und in Peru (Arequipa und Trujillo) beschreiben wir Entwicklungsprozesse ausgewählter Fälle in Secondary Cities ganz verschiedener Art gemäß ihrer Bevölkerungszahlen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Perspektiven. Ergänzt werden diese Arbeiten durch Satellitenstudien in weiteren Städten anderer Staaten des globalen Südens.
Restricted Area oder Interaktionsraum zwischen Kaiser und Civitas? Wegeführung und Erschließung der Trierer Kaiserresidenz
Leitung: Dr. Maria Carmen D'Onza
Laufzeit: 2019 – 2022
Die spätantiken Residenzen der römischen Kaiser boten den baulichen Rahmen für vielfältige Interaktionsformen zwischen unterschiedlichen Gruppen. Darüber hinaus waren sie auch Ausdruck und Manifestation der jeweiligen Herrschaftsauffassung im Stadtraum. Die Schriftquellen betonen, dass der Kontakt zum Kaiser in der Spätantike festen Regeln unterlag und dieser zunehmend seine weltliche Distanzierung in einem elaborierten Zeremoniell inszenierte. Im gleichen Maße aber wie die Entrücktheit des Kaisers betont wird, beschreiben die antiken Quellen dessen civilitas – Bürgernähe.
Entrücktheit und Civilitas – beides musste der Kaiser ausgewogen und am passenden Ort zur Schau stellen, um sich die Akzeptanz der Bevölkerung zu sichern. Vieles deutet darauf hin, dass die spätantiken Kaiser nicht nur mit ihren Audienzhallen und Residenzen Herrschaftspräsentation betrieben, sondern auch den Stadtraum der Residenzstädte für ihre Zwecke massiv umwandelten.
Es ist aber unklar, inwieweit das performativ von den Kaisern zur Schau gestellte Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz zur Öffentlichkeit in den jeweiligen Palastarealen eine städtebauliche und architektonische Entsprechung fand.
Unter den bekannten Kaiserresidenzen des 4. Jhs. bietet sich Trier wegen der hohen Befunddichte im sogenannten Palastareal und der sehr guten Dokumentationslage zur Entwicklung, Gestalt und Infrastruktur der antiken Stadt in besonderem Maße an, der zugrundeliegenden Konzeption des Palastareals und der kaiserlichen Herrschaftspräsentation im Stadtraum nachzugehen.
Zentrale Frage des Foschungsprojektes ist, ob der Palastbezirk in Trier als ein klar vom umliegenden Stadtgefüge abgegrenzter Bereich oder mit diesem über Platzanlagen und Straßen eng verzahnt war.
Das Projekt wird erstmals einen systematischen Zugriff auf das Trierer Material bieten, um eine synthetische Analyse des gestalteten und gelenkten Straßenraums zwischen Stadt und Pa-lastareal zu erstellen. Dies erfolgt über die Herausarbeitung der sich wandelnden Erschlie-ßungssysteme und Funktionen dieses Stadtviertels vom 1. bis zum Ende des 4. Jhs. in Hinblick auf bauliche Veränderungen, Weiternutzung von Gebäuden, Straßen und Plätzen.
Laufzeit: 2008 – 2013
Der Projektverbund „Eigenlogik der Städte“ wurde von 2008-2013 von der DFG gefördert und hatte sich das Ziel gesetzt, Städte als auf spezifische Weise vergesellschaftende Einheiten zu untersuchen. „Stadt“ wurde vom Projektverbund raumtheoretisch als Form definiert, die sich nach Dichte und Heterogenität unterscheidet und auf verschiedene Weise Menschen in stadtbezogene Sinnkontexte inkludiert. Die These lautet, dass sich in jeder Stadt spezifische und unterscheidbare Konstellationen zusammenhängender Wissensbestände und Ausdrucksformen herausbilden, die Menschen in ihren Praktiken auf unterschiedliche Weise prägen. Der Begriff der Eigenlogik der Städte erfasst diese verborgenen Strukturen von Städten als vor Ort eingespielte, zumeist stillschweigend wirksame präreflexive Prozesse der Sinnformung mitsamt ihrer körperlich-materiellen Einschreibung.
Die Eigenlogik der Städte kann nur vergleichend untersucht werden. Gegenstand der Arbeit des Projektverbunds war es daher, an Fallbeispielen zu diskursiven und materiellen Praktiken im Vergleich je zweier deutscher und britischer Städte (Dortmund, Frankfurt am Main, Birmingham, Glasgow) erstens für die jeweilige Stadt typische, wiederkehrende Muster zu identifizieren. Zweitens wurden die Ergebnisse der Projekte unter der theoretischen und methodologischen Fragestellung zusammengeführt, ob und wie durch die verschiedenen Praktiken hindurch eine eigenlogische Struktur der jeweiligen Stadt rekonstruierbar ist.
Das Projekt, das von Nina Baur und Martina Löw geleitet wurde, verknüpfte das Konzept der „Eigenlogik der Städte“ mit der Ökonomie der Konventionen und untersuchte am Beispiel einer Wirtschaftsbranche (dem Friseurwesen), wie sich die jeweilige Stadt strukturierend für die Wirtschaft zeigt, d.h. ob und wie ökonomische Handlungsabläufe über lokale Konventionen sinnhaft organisiert werden. Da sich in den ersten zwei Jahren des Projektverlaufes gezeigt hatte, dass sich die Wirtschaftspraktiken von Stadt zu Stadt unterscheiden, wurde im dritten Jahr die quantitative Erhebung fortgesetzt und die theoretische Integration geleistet . Die Eigenlogiken der Städte konnten über die Art der Wirtschaftspraktiken, die von der jeweiligen Stadt beeinflusst werden, spezifiziert werden. Die Stadt wurde entsprechend nicht als passiver Resonanzkörper, sondern auch als aktiv auf die Wirtschaft einwirkender Faktor untersucht.
Wir konnten zeigen, dass (unabhängig vom Marktsegment) (1) stadtspezifische Glaubenssätze existieren, was als „ökonomisch rational“ in dem Sinne gilt, dass es zu wirtschaftlichen Erfolg führt. Diese Weltsichten reproduzieren sich pfadabhängig (path-dependent) über die Zeit und schlagen sich nieder in typischen lokalen (2) Konventionen des Handelns – Handlungsroutinen und typischen Mustern, um Handlungsanforderungen zu lösen – insbesondere Formen der (Arbeits-) Organisation des Friseursalons –; (3) Kommunikations- und Interaktionsformen mit dem Kunden oder unter dem Personal sowie in (4) Raum-Zeitarrangements.
Leitung: Prof. Dr. Nina Baur & Prof. Dr. Martina Löw
Wissenschaftlich Mitarbeiterinnen: Linda Hering, Anna Laura Raschke
Das Projekt untersuchte vergleichend die einer Stadt eigenen Formen der politikwirksamen Problematisierung von Themen sowie Prozesse des lokalen Agenda-Settings. Was als Problem einer Stadt auf die politische Agenda kommt, konstituiert sich diskursiv aus Praktiken unterschiedlicher Akteure. Dazu untersuchte das Projekt vergleichend die Kommunikation in Frankfurt am Main, Dortmund, Birmingham und Glasgow zu Themen, die als stadtspezifische „Probleme“ gelten. Die forschungsleitenden Hypothesen sind, dass Städte (1) Unterschiedliches als ihr/-e Problem/-e wahrnehmen, (2) als Ergebnis ineinandergreifender Handlungsmuster auf unterschiedliche Weise selektiv operieren sowie (3) unterschiedliche Formen des diskursiven Umgangs mit Problemen und damit auch deren Bearbeitung ausbilden.
Ziel des Projekts war die Herausarbeitung von Thematisierungsformaten (z. B. Stilisierung des Stadtbezugs als selbst- oder fremdverursacht), von Formen der Filterung und Reformulierung des Thematisierten in etwas politisch zu Entscheidendes sowie die Art der politischen Bearbeitung (Verantwortungszuschreibung, Entscheiden/Nichtentscheiden) von Problemen als Teil einer Eigenlogik der untersuchten Städte. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Thematisierungsschwellen (also Formen und Umständen des Auftauchens bzw. Verschwindens von Problemdiskursen), auf Zeitstrukturen sowie auf typischen Narrativen, die die Stilisierung der Problemlage selbst sowie diejenige von Konflikten und Entscheiden/Nichtentscheiden begleiten.
Leitung: Prof. Dr. Hubert Heinelt, Prof. Dr. Michael Haus und Prof. Dr. Petra Gehring
Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen: Marlon Barbehön, Andreas Großmann und Sybille Münch
Das Projekt stellte sich die die Aufgabe, die Ausprägung eigenlogischer Strukturen im Bereich der literarischen Repräsentation von Städten zu analysieren. Am Beispiel von Kriminalromanen wurde untersucht, ob und wie die literarischen Inszenierungen städtischer Lebenswelten auf das Reservoir der präreflexiven Einstellungen zurückzuführen sind, die Städte zu eigenlogisch verfassten Sinnzusammenhängen machen.
Aufgrund ihrer serialisierten Formate bot Kriminalliteratur ein hierfür besonders geeignetes Material. Zudem florierte das Subgenre des Stadtkrimis: Derzeit waren mehr als 20 Dortmund- und 40 Birmingham-Krimis greifbar; Frankfurt am Main und Glasgow bildeten den prägnant inszenierten Schauplatz von jeweils mindestens 60 Kriminalromanen; Leserdiskussionen im Internet boten Einblick in lokale Identifikationsbedürfnisse; Städte erkennen, dass sich mit Bestsellern Standortwerbung betreiben ließ.
Als wirkungsmächtige Gesellschaftsromane, die auf spannende Weise Wissen vermitteln, konnten Stadtkrimis explizieren, was ihre urbanen Schauplätze zu jeweils spezifischen Handlungsräumen und Erfahrungswelten machte: Hier wurden nicht nur gattungstypische Schemata variiert, sondern es kristallisierte sich auch ortsspezifische Sinnproduktion in Form unterscheidbarer Praktiken der Imagination und des Erzählens heraus.
Leitung: Prof. Dr. Julika Griem
Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen: Janneke Rauscher und Christoph Rosenbusch
Für den Projektverbund „Eigenlogik der Städte“ übernimmt das Teilprojekt die Aufgabe, die professionellen Selbstdarstellungen Dortmunds, Frankfurt am Mains, Birminghams und Glasgows zu analysieren. „Stadtmarketing“ bezeichnet ein Feld institutioneller Praxis, dem im Zeichen internationaler Städtekonkurrenz die doppelte strategische Funktion zukommt, die Individualität einer Stadt in Szene zu setzen und ihr durch Dauerintervention in der globalen Ökonomie Aufmerksamkeit zu sichern. Die Qualifikationsanforderungen an die hier tätige Berufsgruppe werden in Hochschulen und Universitäten vermittelt, es gibt Standards und formale Verfahren, die gelernt werden wollen und von außen beschrieben werden können. Alle Beteiligten können und tun mehr oder weniger das Gleiche.
Das typische Produkt freilich, die kohärente Kombination von Images, Narrativen, Traditionsbezügen, Zukunftsentwürfen, „signature buildings“ und kulturellen Dispositionen zum „Bild“ dieser Stadt, verweist auf ein Relevanzmuster ganz eigener Art. Stadtmarketing, so die These, ist eine besondere, professionelle Praxis der Verdichtung und Verschiebung, die Übersetzung und Umschreibung dessen, was vor Ort der Fall ist. Keiner Marketingstrategie ist es gegeben, das Bild einer Stadt jenseits und unabhängig von der spezifischen kumulativen Textur dieser Stadt auf Dauer zu stellen. Es ist dieser unauflösliche Nexus von Inszenierung des Eigenen und von Eigenem, der die vergleichende Analyse der Produkte des Stadtmarketings zu einem aussichtsreichen Ansatz für die Erfassung städtischer Eigenlogik werden lässt.
Leitung: Prof. Dr. Helmuth Berking und Dr. Sybille Frank
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Johannes Marent und Ralph Richter
In Kooperation zwischen Ingenieur- und Sozialwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen wurde der Frage nachgegangen, inwieweit es von stadtspezifischen Bedingungen abhängt, dass bestimmte verfügbare Wissensbestände in politischen Entscheidungen aufgegriffen oder auch erst entwickelt werden und andere nicht. Dabei wurde davon ausgegangen, dass lokale Problemdefinitionen, Handlungsorientierungen und Problemlösungsstrategien von einer „Deutungs-“ und „Wissenswahl“ abhängen, in der zum Ausdruck kommt, was in spezifischen örtlichen Kontexten als sachlich und normativ angemessen gilt. Es wurde untersucht, wie solche Standards normativer und sachlicher Angemessenheit in einem je spezifischen örtlichen Kontext generiert, reproduziert und in Frage gestellt werden.
Bei diesen Prozessen einer „Deutungs-“ und „Wissenswahl“ treten in Städten Unterschiede auf. Entgegen der vielfach behaupteten Konvergenz der Städte wurde davon ausgegangen, dass die spezifische Kombination von Wissen in einer Stadt in der Differenz zu anderen Städten eine wesentliche Ursache für die Varianz städtischer Politik ist. Eine Wissenslücke (ob gewollt oder ungewollt) oder die Dominanz bestimmter Wissensformen hätte demnach unmittelbar Auswirkungen auf politische Entscheidungen (die „Handlungswahl“).
Ziel der Forschergruppe war es, die Muster der Generierung handlungsrelevanten Wissens zu entschlüsseln. Die empirischen Untersuchungen konzentrierten sich auf die Städte Frankfurt, München und Stuttgart und die Frage, welche Strategien im Umgang mit dem Klimawandel in den lokalen Handlungsfeldern der Verkehrsplanung und -entwicklung, der Entwicklung von Bauland für Neubauprojekte (Flächenmanagement) sowie der energetischen Sanierung des privaten Gebäudebestands verfolgt und welche Maßnahmen umgesetzt wurden.
In Kooperation zwischen Ingenieur- und Sozialwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen sollte der Frage nachgegangen werden, inwieweit es von stadtspezifischen Bedingungen abhängt, dass bestimmte verfügbare Wissensbestände in politischen Entscheidungen aufgegriffen oder auch erst entwickelt werden – und andere nicht. Die Forschergruppe geht davon aus, dass lokale Problemdefinitionen, Handlungsorientierungen und Problemlösungsstrategien von einer „Deutungs-“ und „Wissenswahl“ abhängen, in der zum Ausdruck kommt, was in spezifischen örtlichen Kontexten als sachlich und normativ angemessen gilt. Es wird untersucht, wie solche Standards normativer und sachlicher Angemessenheit in einem je spezifischen örtlichen Kontext generiert, reproduziert und in Frage gestellt werden. Bei diesen Prozessen einer „Deutungs-“ und „Wissenswahl“ treten in Städten Unterschiede auf. Entgegen der vielfach behaupteten Konvergenz der Städte wurde davon ausgegangen, dass die spezifische Kombination von Wissen in einer Stadt in der Differenz zu anderen Städten eine wesentliche Ursache für die Varianz städtischer Politik ist. Eine Wissenslücke (ob gewollt oder ungewollt) oder die Dominanz bestimmter Wissensformen hätte demnach unmittelbar Auswirkungen auf politische Entscheidungen (die „Handlungswahl“). Ziel der Forschergruppe war es, die Muster der Generierung und Veränderung handlungsrelevanten Wissens zu entschlüsseln.
Das Z-Projekt arbeitete für die gesamte Forschergruppe in den drei Städten die grundlegende Verständigung über handlungsleitende Orientierungen für Aktivitäten gegen den Klimawandel auf, die sich in Strategie- und Konzeptpapieren niederschlagen und konzeptionell auf der Ebene von „constitutional choice“ anzusiedeln sind, untersuchte aber auch verbindliche Entscheidungen von Ratsgremien oder Vereinbarungen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, die der Ebene der „collective choices“ zuzuordnen sind.
Leitung: Prof. Dr. Hubert Heinelt
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: PD Dr. Wolfram Lamping
Der Prozess der Europäischen Integration hat den politischen Raum über die nationalen Grenzen ausgedehnt. Diese Entwicklung ließ auch die lokale Ebene nicht unberührt. Ziel des Projektes war es, die Prozesse der Wissensselektion und -bündelung durch die Kommunalverwaltungen der Städte im Hinblick auf relevantes Wissen über die EU und EU-Politiken zu untersuchen und zu erklären. Zunächst sollte dafür ein in der Literatur bisher noch nicht aufgearbeiteter Bereich der Wissensverarbeitung der Städte untersucht werden: die Verarbeitung von Expertenwissen über EU-Politiken – hier im Bereich von Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel – sowie das dazu benötigte institutionelle und Steuerungs- und Managementwissen. Die Studie gliederte sich dabei in zwei Teile: Zuerst sollen die übergreifenden allgemeinen Strategien des Umgangs mit der EU im Sinne von institutionellen Möglichkeiten der lokalen Interessenrepräsentation und den Gründen analysiert werden, warum sie als angemessen erachtet werden. Dabei sollte versucht werden, einen Politikstil der Verarbeitung von Wissen über die EU in den einzelnen Städten zu identifizieren. Dies bildete die Voraussetzung zur Herausarbeitung der Unterschiede in den Herangehensweisen der zu betrachtenden Städte. In einem zweiten Schritt sollten die konkrete Wissensverarbeitung in den städtischen Handlungsfeldern der Verkehrsplanung und -entwicklung sowie der Baulandentwicklung und des Immobilienmanagements und dabei die Einbindung von Wissen über die EU-Klimapolitik untersucht werden.
Leitung: Prof. Dr. Michèle Knodt
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Anne Hofmeister (ehem. Tews), M.A.
In dem Projekt „Lokale Strategien zu Klimaschutz und Klimaanpassung in Flächenmanagement und Immobilienwirtschaft“ wurde untersucht, wie im Flächenmanagement und in der Immobilienwirtschaft auf kommunaler Ebene die Mobilisierung und Auswahl aus dem verfügbaren Wissensangebot zum Klimawandel erfolgt und lokal handlungsleitende Wissensordnungen formiert werden, und wie sich daraus Entscheidungen und konkrete Handlungen ergeben.
In dem Projekt wurden in Frankfurt, München und Stuttgart Projektentwicklungen im Gewerbe- und Wohnbereich und Maßnahmen der Bestandsentwicklung jeweils sowohl hinsichtlich der öffentlichen als auch der privaten Seite analysiert. Die forschungsleitende These für die Untersuchung lautete, dass die Auswahl aus den zur Verfügung stehenden Instrumenten zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels in den Städten je nach vorherrschender Wissensordnung unterschiedlich erfolgt und sich somit auch die finanzielle Lastenverteilung zwischen Eigentümern, Nutzern und der öffentlichen Hand sowie die Effizienz der Maßnahmen unterscheidet.
Neben der theoriegeleiteten Forschung hatte das Projekt zum Ziel, für die lokale Politik Designprinzipien für das Prozessmanagement von Klimaschutzinvestitionen zu formulieren, welche insbesondere die wirtschaftliche Situation der privaten Akteure und der öffentlichen Hand, die lokalen Immobilienmarktverhältnisse sowie die technologischen Voraussetzungen der Immobilienbestände berücksichtigten und damit zu einer effizienten Umsetzung der Klimapolitik auf kommunaler Ebene beitragen könnten.
Leitung: Prof. Dr. Hans-Joachim Linke und Prof. Dr. Andreas Pfnür
Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen: Dipl. Wirtsch.-Ing. Marina Hofmann, Dipl.-Ing. Architekt Nikolas Müller und Dipl.-Ing. Christoph Stankiewicz
Stadtpolitik ist eingebunden in überlokale Kontexte. Für Reaktionen auf den Klimawandel ist dabei besonders der internationale Kontext relevant. Der internationale Kontext konstituiert sich durch Entscheidungen transnationaler Institutionen und durch Interdependenzverhältnisse, in denen Städte stehen. Letztere standen im Mittelpunkt dieses Teilprojekts. In ihm wurde untersucht, ob und wie sich Wettbewerbe und Netzwerke zwischen Städten auf die Chancen des Politiklernens, im Sinne der Generierung neuen Wissens und Umsetzung neuer Strategien, auswirken. Die drei Städte, die in der ersten Phase der Forschergruppe untersucht wurden, stehen wie fast alle Großstädte einerseits im wirtschaftlichen Standortwettbewerb, zum anderen konkurrieren sie um die Entwicklung von „best practices“ im Klimawandel, schließlich kooperieren sie in unterschiedlichen Städtenetzwerken, die dem Erfahrungsaustausch und damit der Politikinnovation und -diffusion dienen.
Mit der Untersuchung sollte herausgefunden werden, welche Typen von Interaktionsstruktur auf der internationalen Ebene lokale Diskussionen und Strategien zur Bewältigung des Klimawandels vorrangig prägen, also welchen dominanten „frame of reference“ sie erzeugen und welche Wirkungen sie auf die Generierung und Anwendung von Wissen in der städtischen Klimapolitik ausüben. Im Vergleich der drei Städte wurde ferner erforscht werden, wie sich die Stellung der einzelnen Städte in den jeweiligen überlokalen Interaktionsstrukturen auswirkt und ob bzw. wie die Effekte von Städtenetzwerken und Städtewettbewerben von spezifischen lokalen Politikstrukturen (politische Mehrheitsverhältnisse, Organisation und Koordination der relevanten Verwaltungsaufgaben, öffentlich-private Kooperation, regionale Politikverflechtung) der drei Städte beeinflusst werden.
Leitung: Prof. Dr. Arthur Benz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Jörg Kemmerzell
Verkehrsplanung und -entwicklung ist ein Politikfeld, in dem trotz eines breiten gesellschaftlichen Konsenses über die Problemlage eine große Diskrepanz zwischen programmatischem Anspruch und Umsetzung in die Realität besteht. Trotz des Wissens über mögliche Einflüsse des Verkehrs auf das Erdklima und vor allem des Wissens um Wirkungen bestimmter Maßnahmen der Verkehrsplanung und -entwicklung kommen konkrete lokale Aktivitäten gegen den Klimawandel im Verkehrssektor nur langsam voran. Die Analyse der diesen Befund bedingenden Strukturen und Prozesse war Gegenstand dieses Forschungsprojekts. Von besonderem Interesse waren dabei Zielkonflikte, die sowohl zwischen den verschiedenen Ansätzen zum Klimaschutz, als auch zwischen anderen Belangen (z.B. Sicherung der Mobilität, Wirtschaftsförderung) sowie Zielen und Rationalitäten anderer Politikfelder oder zwischen politischen Einstellungen von entscheidungsrelevanten städtischen Akteuren bestehen.
Die Forschungsgruppe ging davon aus, dass Unterschiede in den Wissensbeständen und im Generierungsprozess des Wissens der Städte die Unterschiede in den Policy-Outcomes erklären können. Wenn Wissen in den jeweiligen lokalen Kontext übertragen wird, können spezifische lokale Rahmenbedingungen, wie z.B. die Topographie, etablierte Netzwerke oder die Struktur der Stadtverwaltung, die sich von Stadt zu Stadt unterscheiden, aber durchaus auch Ähnlichkeiten aufweisen können, diesen Generierungsprozess maßgeblich beeinflussen.
Defizite in der lokalen Generierung von Wissen im Verkehrssektor sollten aufgezeigt, Voraussetzungen für einen an örtliche Bedingungen angepassten Generierungsprozess formuliert und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die Ergebnisse sollten auch Antworten auf die Frage liefern, wie stadt-spezifische Bedingungen besser in die Verkehrsforschung Eingang finden können.
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Stefan Groer, M.Sc.
Das Projekt untersuchte am Beispiel der kommunalen Planungs- und Umweltverwaltung die alltägliche Generierung von handlungsrelevantem Wissen im Bereich der kommunalen Klimapolitik. Am Beispiel der drei Städte München, Frankfurt am Main und Stuttgart sollte gezeigt werden, welche Routinen der Problemverarbeitung sich in den Verwaltungen der drei Städte entwickelt haben. Zudem sollte aufgezeigt werden welche Wissensstrategien in den Kommunalverwaltungen gewählt werden, um Unsicherheit zu minimieren und innovative Praktiken auf den Weg zu bringen. Methodisch bedient sich das Projekt der qualitativen Policy-Analyse (teilnehmende Beobachtung, Interviews, Dokumentenanalyse) sowie der Netzwerkanalyse. Das Projekt untersuchte auch, ob und wie der organisatorische Aufbau der gesamten Verwaltung, die den Ämtern zugeordneten Aufgabenbündel sowie Organisationsveränderungen die Generierung von handlungsrelevantem Wissen beeinflussen. In dem Projekt kooperierten Planer/Architekten mit Sozialwissenschaftlern. Die Fallstudienarbeit verlief entlang einzelner räumlich und zeitlich eingegrenzter Planungsepisoden (Städtebaulicher Vertrag, Klimaprogramm, Stadtentwicklungskonzept, Entwicklungsmaßnahme).
Leitung: Prof. Dipl.-Ing. Julian Wékel und Prof. Dr. Karsten Zimmermann
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Jasmin Boghrat, M.A. und Meike Weber, M.A.
Der interdisziplinäre Projektverbund untersuchte nachhaltigkeitsbezogene Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse von Städten. Seit der Weltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 stellt ‚Nachhaltigkeit‘ das allgemein akzeptierte Leitbild zukunftsfähiger Stadtentwicklung dar. Aber Städte entwickeln und verfolgen Nachhaltigkeitsziele in höchst unterschiedlicher, stadtspezifischer Weise. Materielle Ausstattung und räumliche Verortung, soziale und technologische Entwicklungen, gesellschaftliche und politische Debatten sowie lokale Traditionen der Ressourcennutzung beeinflussen den Umgang mit dem Nachhaltigkeitspostulat.
Der stadtspezifische Charakter von Arrangements und Praktiken, die den Nachhaltigkeitsdiskurs und die nachhaltige Stadtgestaltung in unterschiedlicher Weise prägen, stand folglich im Fokus des Interesses der beteiligten Projekte. Über die Erforschung des Besonderen der jeweiligen Städte in unterschiedlichen Untersuchungsfeldern entstand perspektivisch die Möglichkeit, die im systematischen Vergleich von zwei individuellen Städten – der benachbarten und doch recht unterschiedlichen Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden – gewonnenen Befunde auf ihre Relevanz für weitere Städte zu überprüfen.
Durch die vernetzte Forschung wurde auch eine stärkere Erklärungskraft der disziplinären Befunde hinsichtlich Identifizierung und Erklärung stadtspezifischer Handlungsmuster und Entscheidungslogiken erwartet. Allen Projekten wurde daher ein gemeinsames methodisch- begriffliches Konzept aus der Umweltgeschichte zugrunde gelegt, das Städte und ihre Umwelten als ‚sozionaturale Schauplätze‘ interpretierte und das Verhältnis von ‚städtischer Natur‘ und städtischer Gesellschaft als ein besonderes und enges Beziehungsgeflecht betrachtete.
Dem Projekt lag die Hypothese zugrunde, dass städtische Räume neben sonstigen Faktoren wesentlich auch durch sprachliches Handeln konstituiert werden, und zwar sowohl in kultureller und sozialer Hinsicht als auch im Rahmen personaler urbaner Identitäten, und dass dies auch für den bislang von der Forschung vernachlässigten Nachhaltigkeitsdiskurs auf der urbanen Ebene gilt. Das bedeutet, dass sich (diskursiv umkämpfte und/oder umworbene und damit imagerelevante) ‚Orte’ der Nachhaltigkeit in Städten identifizieren lassen müssten, die von lokalen Akteuren u. a. als Identifikationsangebote im Rahmen des Stadtmarketings kommuniziert werden. Das Projekt verfolgte daher am Beispiel eines Städtevergleichs Mainz/Wiesbaden (im Sinne eines „most similar cases design“) folgende Forschungsfrage: Durch welche textuell-kommunikativen Arrangements und welche diskursiven Praktiken städtischer Akteure werden in diesen beiden Städten im Rahmen des Nachhaltigkeitsdiskurses welche Räume konstituiert, welche Rolle spielen diese Räume für Identität und Image der jeweiligen Stadt, und inwiefern verläuft diese Raumkonstitution nach stadtspezifischen Diskursmustern? Der text- und diskurslinguistische Ansatz des Projekts in Verbindung mit einem (linguistisch operationalisierten) umwelthistorischen Ansatz verspracht innovative Erkenntnisse sowohl über den Nachhaltigkeitsdiskurs als auch für die Stadtsprachenforschung und die diskursanalytische Methodologie.
Leitung: Prof. Dr. Nina Janich
Wissenschaftlicher Mitarbeiterin: Viona Niemczyk M.A.
Die Art und Weise, wie eine Stadt und ihre Bevölkerung ‘sichtbares’ Oberflächenwasser in der Stadt wahrnehmen, nutzen und gestalten, ermöglicht vertiefte Einblicke in lokalspezifische Praktiken und Dynamiken bei der Entwicklung und Umsetzung einer städtischen Nachhaltigkeitspolitik. Leitfrage dieses umwelthistorischen Projekt war daher, wie sich der Umgang mit Wasser in Mainz und Wiesbaden insbesondere seit der umweltpolitischen Epochenschwelle der 1970er Jahre gestaltet hatte und ob signifikante Veränderungen mit der politisch angestrebten Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung in Zusammenhang stehen.
Im Zentrum stand das ‘sichtbare’ Wasser: der Rhein als der große, stadtprägende Fluss, kleinere städtische Fließ- und Standgewässer sowie Quellen natürlichen Ursprungs, künstliche Wasserflächen und -stellen wie Parkseen und Brunnen. Das vielschichtige und historisch spannungsreiche ‘Stadt-Fluss-Verhältnis’ im Hinblick auf eine mögliche ‘eigenlogische’ stadtspezifische Entwicklung zu untersuchen, bildete einen zentralen Aspekt des Projekts. Nicht minder relevant war die Erforschung des starken Schwankungen unterworfenen Umgangs mit natürlichen Fließgewässern im Weichbild der Stadt. Schließlich sollte auch die Untersuchung künstlicher Wasserflächen und -stellen Aussagen zur Bedeutung von Wasser für die Entwicklung stadtindividueller Handlungs- und Entscheidungslogiken ermöglichen und damit grundsätzliche Vorstellungen über Weg und Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung, aber auch in zugespitzter Form über die Beziehungen zwischen Stadt und Natur erkennen lassen.
Leitung: Prof. Dr. Dieter Schott
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Michael Toyka-Seid
Das Projekt leistete einen Beitrag zur Erforschung der historischen Genese des kommunalen Leitbilds nachhaltiger Entwicklung. Dabei sollte die Interaktion zwischen Bürgerprotest sowie zivilgesellschaftlichem Umweltengagement einerseits und den etablierten politischen und administrativen Akteuren auf der anderen Seite sowie deren gemeinsame Transformation im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Die zentralen Fragen lauteten: Wie funktioniert(e) Protest und zivilgesellschaftliches Engagement in den Untersuchungsstädten Mainz und Wiesbaden, auf welchen Gebieten, warum und zu welchen Zeitpunkten war dieses Engagement besonders folgenreich? Als methodisches Konzept diente das von der Gruppe integrativ eingesetzte Konzept des sozionaturalen Schauplatzes (Winiwarter/Schmid), das die für die Umweltbewegungsforschung charakteristische methodische Lücke zwischen dem Gebiet des Politischen und der physischen Umwelt schließen sollte.
Den Ausgangspunkt bildeten umstrittene umweltrelevante Ereignisse wie Chemieskandale, Flughafenausbau oder Nutzungskonflikte und die hieraus resultierende Etablierung oder Reaktion von Bürgerinitiativen und Protestbewegungen. Ihre Handlungsweisen, Vernetzungsstrategien, Milieuanbindung und ‚Verhaltensstile‘ wurden ebenso untersucht, wie die Frage ob, wann und wie Umweltschutz auf diese Weise in kommunalpolitischen Handlungsroutinen Aufnahme fand. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der Frage nach der Problemkonstruktion und den spezifischen Lösungen, die in den Untersuchungsstädten Mainz und Wiesbaden für diese Probleme gefunden wurden.
Leitung: Prof. Dr. Jens Ivo Engels
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Matthias Lieb M.A.
Das Forschungsvorhaben zur nachhaltigen Entwicklung städtischer Infrastrukturen widmete sich der intersektoralen Koordination der Energie- und Wasserversorgung sowie der Abwasser- und Abfallentsorgung im Spannungsfeld konvergenter, raumübergreifender Sektortrends und städtischer Entwicklungslogik. Anliegen war es, das Verständnis für intersektorale Schnittstellen und Wirkungszusammenhänge zwischen verschiedenen Infrastrukturen zu erweitern und den Einfluss stadtspezifischer Muster und Praktiken zu erforschen.
Das Projekt knüpfte dabei an die raumwissenschaftliche Infrastrukturforschung sowie Debatten zur Innovation sozio-technischer Regime in Städten an. Mittels einer Literaturauswertung wurden Forschungshypothesen zur nachhaltigen Entwicklung städtischer Infrastrukturen konkretisiert, die aktuelle Herausforderungen städtischer Infrastrukturen zwischen Liberalisierungs- und Privatisierungstrends einerseits sowie umwelt- und sicherheitspolitischen Forderungen nach integrativer Koordination der Sektoren andererseits verorten.
Anhand von Fallstudien in ausgewählten Städten wurde überprüft, welchen Einfluss stadtspezifische Kontexte auf die integrierten Infrastrukturplanungen haben und inwiefern sich die intersektorale Koordination von kritischen Infrastrukturen und Innovationsstrategien unterscheiden. Aus den Ergebnissen sollten Schlussfolgerungen für die nachhaltige Entwicklung städtischer Ver- und Entsorgungssysteme abgeleitet werden.
Leitung: Prof. Dr. Jochen Monstadt
Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen: Dr. Martin Schmidt, Dr. Antje Matern (bis 03/2015)